EINE SAISON, DIE UNTER DIE HAUT GING

SEASON- REVIEW

 

 

Nach einer wohlverdienten Winterpause trifft sich die GT- und Tourenwagen-Szene am kommenden Wochenende zum alljährlichen Auftaktrennen in Dubai.
Auch Yannick Mettler wird wieder mit von der Partie sein. Bevor der Startschuss zur neuen Saison fällt, haben wir mit ihm noch einmal über die vergangene Saison gesprochen. Das Interview dazu finden Sie in diesem Newsletter. Viel Spass beim Lesen!

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2022 war ein ereignisreiches Jahr für dich. Wie hast du die vergangene Saison erlebt?

Es war ein spannendes und zugleich anspruchsvolles Jahr mit vielen Höhen und Tiefen. Mein Hauptfokus lag auf der GT Open Meisterschaft, in welcher ich mit Car Barn Raceworx by SPS und Dexter Müller als Teamkollege angetreten bin. Das war quasi die um zwei Jahre verschobene Weiterführung unserer ersten GT3 Saison im Le Mans Cup 2019.
Die Freude über die „Rückkehr“ der Car Barn Crew war gross und ich dachte mir schon, dass wir zu Einigem in der Lage sein würden.

Parallel bin ich erstmals zu einem GT3-Einsatz auf der Nordschleife gekommen und Ende des Jahres durfte ich die Schweiz bei den FIA Motorsport Games in zwei Disziplinen vertreten. Mit 17 Rennen im Mercedes-AMG GT3 und drei Gaststarts in der TCR Klasse kam am Ende gut was zusammen!

Du kanntest die GT Open ja bereits aus der Saison 2020 (damals im dem Bentley Continental) und das Team SPS aus den Jahren 2019 und 2021 (Le Mans Cup und GTWC). Wie lief der Umstieg, bzw. Wiedereinstieg für deinen Teamkollegen nach zwei Jahren Abwesenheit?

Natürlich war es für ihn erneut ein grosser Schritt, denn die GT Open ist aktuell wohl die am besten besetzte Pro/AM-Meisterschaft im GT3-Bereich. Zudem musste er ja auch den Rost von zwei Jahren Pause erst mal loswerden. Aber wir sind ein eingespieltes Team und dadurch wussten wir genau, wie wir es angehen, wenn wir diesen Schritt machen. Traditionsgemäss gab es dann auch gleich beim Auftaktwochenende unser erstes Podium! Wenn auch mit etwas Glück...

Nur Glück kann es ja nicht gewesen sein, da es am Ende der Saison zum dritten Rang in der Meisterschaft reichte, punktgleich mit den Vizemeistern...

Definitiv! Wir waren anfangs natürlich unter dem Radar unterwegs, was die Meisterschaft anging. Da es für viele in unserem Team eine Comeback-Saison war, hatten wir den Fokus etwas anders gesetzt. Dennoch haben wir jedes Rennen beendet, fast immer gepunktet und jede Podiumsgelegenheit umgesetzt. Als gegen Ende Saison mit dem Laufsieg in Monza dann noch grosse Punkte dazu kamen, standen wir einen Moment lang sogar als Meisterschaftskandidaten da! Alles in allem können wir mit dem dritten Rang also sehr zufrieden sein.

Was waren deine persönlichen Highlights?

Sicherlich die Pole-Position in Monza und der anschliessende Sieg in der Pro/Am Wertung. Es ist schon lustig, dass es ausgerechnet an diesem Ort wieder geklappt hat. 2020 mit dem Bentley, und zwei Jahre später mit dem AMG GT3, diesmal bei Regen.
Der Sieg hat übrigens auch einen kleinen Haken für mich: Ich muss mir jetzt ein Tattoo stechen lassen... Das war mein Versprechen, falls wir ein Rennen gewinnen sollten!

Was ebenfalls richtig Spass gemacht hat, war der erste Rennlauf am Red Bull Ring: da haben Dexter und ich bei Mischbedingungen gemeinsam 15 Positionen gut gemacht! Das war ein Fest.

Und, nicht zu vergessen: meine ersten GT3-Runden auf der Nordschleife! Davon hatte ich lange geträumt, und ich kann dazu nur sagen: es war noch besser, als ich es mir vorgestellt hatte! Einfach der Hammer, dieser Ort und diese Rennstrecke!

Und der Tiefpunkt?

Das wird wohl das 24h-Rennen am Nürburgring sein.
Dort sind wir in aussichtsreicher Lage schon nach sieben Stunden ausgeschieden. Ein Novum für mich, denn ich hatte bisher jedes 24-Stunden-Rennen beendet. Vielleicht war es gerade deshalb so eine bittere Pille, weil ich es nicht gewohnt bin. Aber sicherlich auch, weil wir unser Ziel des Top-10-Finishs absolut hätten erreichen können.

Weniger dramatisch, aber ähnlich frustrierend war auch das Sprint-Rennen bei den FIA Games. Ich habe am Start sehr viel riskiert, um möglichst nach vorne zu kommen, was zunächst auch funktioniert hat – aber nach wenigen Runden brach ein Bremskühlungskanal, wodurch der Reifen hinten massiv überhitzte. Von da an war es ein Kampf mit stumpfen Waffen, der über die Distanz von einer Stunde eigentlich wenig Sinn machte. Aber als Sportler darfst du nie aufgeben, egal wie aussichtslos es in dem Moment scheint.

Wie liefen die restlichen Einsätze bei den FIA Motorsport Games und auf der Nürburgring Nordschleife?

Generell war in diesem Jahr das ganze Emotions-Spektrum mit dabei!

Das Rennen in der GT Cup Disziplin bei den FIA Games, das ich gemeinsam mit Dexter gefahren bin, lief mit einem Top-5-Finish eigentlich ganz OK - es war generell ein schwieriges Wochenende für uns, aber am Ende konnten wir dennoch das beste Tagesresultat für die Schweizer Delegation erzielen. Insgesamt war es eine mega Erfahrung, bei einem Wettbewerb mit olympischem Charakter dabei zu sein.

Das 24h-Qualifiers war hingegen wieder ein echtes Erfolgserlebnis. Wir haben inmitten der Werksautos mitgemischt und sind auf dem zehnten Gesamtrang ins Ziel gekommen. In der Pro/Am Klasse haben wir nur knapp den Sieg verpasst. Das Team von Schnitzelalm Racing hat tolle Arbeit geleistet und ein konkurrenzfähiges Paket auf die Beine gestellt. Wenn ich mich richtig erinnere, waren wir auch das bestklassierte Privat-Team.

Nebst den GT3 Rennen bist du ja auch noch vereinzelte TCR Rennen gefahren. Wie war dort dein Fazit?

Es waren vergangenes Jahr etwas weniger Einsätze in diesem Bereich, da mein Fokus den GT3-Rennen galt und zeitlich nicht mehr viele Wochenenden übrig blieben. Ich habe mich aber trotzdem entschlossen, einzelne Rennen zu fahren, nicht zuletzt deshalb, weil ich die Leute hinter den Projekten persönlich sehr gut mag. So waren die 24h Dubai z.B. ein ziemlich cooles Unterfangen: Mit dem Vorgänger Audi RS3 TCR sind wir mit einer top Fahrerpaarung gegen die neuen Gen2 Modelle angetreten und haben das Rennen lange Zeit angeführt, bis leider ein Dämpfer brach. Am Ende reichte es dann noch zum zweiten Rang innerhalb der Tourenwagen-Wertung.

So kommt es, dass du auch dieses Jahr wieder in Dubai am Start bist?

Genau. Diesmal sind wir aber auch mit dem neuen Gen2 Auto am Start. Das Ziel bleibt das Gleiche: Wir wollen dieses Rennen noch einmal gewinnen! Ich freue mich jedenfalls, wieder dabei zu sein. Dieser Event verkürzt jetzt bereits zum sechsten Mal in Folge die Winterpause, daher reise ich immer gerne nach Dubai!

 

Text: Laura Brunnenmeister

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