FÜNFTER 24-STUNDEN-TRIUMPH

24H Portimão

Das Motorsportjahr 2019 dürfte für den Luzerner Rennfahrer bereits zu diesem Zeitpunkt der Saison ein Unvergessliches bleiben: In seinem zweiten Einsatz für das Team Autorama Motorsport by Wolf Power Racing holte er vergangenes Wochenende im südportugiesischen Portimão erneut den Klassensieg für die Schweizer Mannschaft. Damit gelingt Mettler bereits das fünfte Spitzenresultat bei einem 24h-Klassiker.

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HEISSE DUELLE IM URLAUBSGEBIET


Das 24-stündige Kräftemessen auf dem fahrerisch anspruchsvollen "Autodromo do Algarve" ist das zweite Rennen, das Mettler auf einem Volkswagen Golf TCR Tourenwagen bestritt. Der Lauf zählt wie bereits das Auftaktrennen in Dubai zum "24h Series Championship of the Continents". Cockpit und Erfolg teilte er sich diesmal mit den Fahrerkollegen Marlon Menden (D), Jerome Ogay, Ralf Henggeler sowie Teamchef Stefan Tanner (alle CH).

Bei Dauersonnenschein, gepaart mit frischem Meereswind schreibt das Rennen trotz des deutlich kleineren Fahrerfeldes als in Dubai eine ereignisreiche Geschichte mit zahlreichen Zwischen- und Ausfällen. Das Autorama Motorsport Team entpuppt sich erneut von Anfang als einer der Siegesanwärter und geht nach einem spannenden Qualifying von der zweiten Startposition ins Rennen. Dabei verfehlte man nach einem Hundertstelsekunden-Duell die Pole-Position nur knapp: 

"Es macht jedes Mal extrem viel Spass, hier das Quali zu fahren. Auch wenn es für das Rennen nur eine untergeordnete Rolle spielt, wollen wir natürlich alle vorne sein. Auch heute habe ich wieder alles gegeben und war sehr zufrieden mit dem Auto und meiner Runde. Wir hatten erwartet, dass der Audi wie bereits in Dubai die Nase vorne haben würde, daher hat es uns alle sehr gefreut, dass wir es noch einmal richtig spannend machen konnten", so Mettler nach der Session, der für die Show vom gesamten Team einen gehörigen Applaus genoss.
 

 

VORENTSCHEIDUNG UM MITTERNACHT


Der Start zum Rennen unter der portugiesischen Mittagssonne verlief für Mettler und das Autorama by Wolf-Power Team fehlerfrei und - wie man es sich in einem 24h-Rennen wünscht - noch unspektakulär. Der schnelle Schweizer konnte seine zweite Startposition erfolgreich verteidigen und mischte in einem heissen Dreikampf mit Anti Buri (Top-Car Sport Seat) und dem von der Pole gestarteten Sam de Jonghe (AC Motorsport Audi) um die Führung mit. Wie erwartet sollte insbesondere das Reifenmanagement eine zentrale Rolle spielen, so dass alle drei Profis auf intensive Zweikämpfe verzichteten, um ihre Reifen über die vorgesehene Distanz zu bringen.

Einige Code-60-Phasen entschärften dieses Tauziehen im weiteren Verlauf des Rennens jedoch, zunächst nicht zum Vorteil für den Autorama Golf. Zu einem Herzschlagmoment für Mettler kommt es in der Abenddämmerung, als ihn ein Mitstreiter umdreht und der Schweizer für eine kleine Reparatur am hinteren Kotflügel zur Box muss. Die Hinterachse hat zum Glück nichts abbekommen - Entwarnung! Gegen Mitternacht und damit zu Rennmitte führte nun der Top-Car Seat mit knapp drei Runden Vorsprung vor dem Wolfsburger Fahrzeug mit der Startnummer 112.

Zur "Geisterstunde" sollte sich das Blatt jedoch plötzlich wenden: Nach einem Ausweichmanöver in der Dunkelheit ramponiert sich einer der Seat-Piloten die Front seines Renners. Zu allem Übel führt der defekte Kühler auf dem Weg zurück in die Box obendrein noch zu einem Motorschaden. Das Aus für die Mannschaft, die eben noch siegessicher auf P1 lag. 

"Genau das ist der Grund, wieso 24-Stunden-Rennen so schwierig zu gewinnen sind: Du kannst mit einem guten Vorsprung führen und diesen ohne ein grosses Risiko einzugehen verwalten - und doch kann plötzlich so etwas passieren. Man muss einfach die ganze Zeit über absolut konzentriert bleiben. Auf jeden Fall ist es sehr schade für die Mannschaft von Top-Car Racing, wir hätten den Kampf um die Spitze mit ihnen gerne weitergeführt", so Mettler zu dem Vorfall.

Nachdem der verbliebene Konkurrent von AC Motorsport überdies nach Feindkontakt unplanmässig zur Box muss, lag die Autorama by Wolf-Power-Crew nun plötzlich mit zehn Runden in Führung. Lange und bange zwölf Stunden galt es nun in der Position des Gejagten zu überstehen …

GRUSS VOM GETRIEBE SORGT FÜR SPANNENDES FINALE


Mettler seinerseits fährt während der Nacht noch die schnellste Rennrunde für sein Team, ansonsten verläuft das Rennen jedoch bis kurz vor Schluss glücklicherweise unspektakulär für die Schweizer Mannschaft. Drei Stunden vor dem Fallen der Zielflagge beträgt der Vorsprung bis zu 20 Runden auf den Audi von AC Motorsport. 

Doch in der letzten Stunde muss die Mannschaft rund um Teamchef Stefan Tanner, technischer Leiter Adrian Wolf und Stratege Patrick Liechti noch einmal zittern: Ohne Zweifel kündigt sich ein Getriebeschaden an. Der dritte Gang wird somit vorzeitig in den Ruhestand befördert, um kein Risiko einzugehen. Sowohl Marlon Menden als auch Schlussfahrer Ralf Henggeler passen sich dieser Situation gekonnt an und bringen das Auto heil ins Ziel. Der Clou: Durch den weiterhin grossen Vorsprung war das Rennen theoretisch schon fünfzehn Minuten vor der Zielflagge gewonnen, da die Konkurrenz diesen Abstand bis zum Ablauf der 24 Stunden nicht mehr einholen konnte - selbst, wenn der VW Golf GTI TCR stehen geblieben wäre. Gefeiert wurde dennoch erst bei der Zieldurchfahrt in gewohnter Manier.

"Unglaublich! Zwei Wochen nach dem Erfolg am Nürburgring schon wieder ein 24h-Sieg! Es war ein komplett anderes Rennen mit ganz anderen Herausforderungen, auf die wir uns alle erst einschiessen mussten, aber dennoch hat am Ende wieder alles hingehauen. Das ist der dritte 24h-Sieg für mich in diesem Jahr und der fünfte insgesamt. Ich bin einfach nur happy!"

"Einen grossen Dank an meine Teamkollegen und natürlich das gesamte Autorama Team, die permanent mit vollem Einsatz dabei waren. Man konnte spüren, wie sehr jeder von uns gewinnen wollte, und so haben wir so lange geübt und gearbeitet, bis alles gepasst hat, was wir beeinflussen konnten. Genau das macht ein Siegerteam aus!"

Bemerkenswert: Die Autorama-Mannschaft beendet das Rennen nicht nur als beste der drei angetretenen Schweizer Equippen, sondern kam mit insgesamt 641 abgespulten Runden auf dem 13. Gesamtrang auch vor allen angetretenen GT4-Fahrzeugen ins Ziel. Eine beeindruckende Leistung.

Für Yannick Mettler geht es am kommenden Wochenende direkt weiter zum vierten VLN Lauf und anschliessend zum nächsten Le Mans Cup GT3-Rennen in Barcelona.

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